Traumatherapie

Psychische Belastungen nach traumatischen Erfahrungen

Per Definition nach ICD11 erfüllt das Erleben von ein oder mehreren extrem bedrohlichen und entsetzlichen Ereignissen das Traumakriterium, ebenso das Erleben schwerer Verletzungen oder vom Todesbedrohung.

Auch chronisch belastende Lebensumstände
in der Kindheit, innerhalb der Familie oder mit anderen Bezugspersonen, können der Auslöser für Probleme und psychische Erkrankungen im Erwachsenenleben sein. Ein chronisch unsicherer Lebensalltag - Ablehnung, Demütigung und Vernachlässigung sowie Grenzverletzungen durch psychische oder körperliche Gewalt - sind extrem belastende Erfahrungen, die auch im späteren Erwachsenenalter das Erleben, Handeln, Denken und Fühlen sowie die körperliche Gesundheit beeinflussen können.

Traumafolgesymptome und Beschwerden können mit Hilfe einer speziellen Diagnostik klar erfasst werden.
Die Diagnose kann lauten:
    Posttraumatische Belastungsstörung
    Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung
    Dissoziative Identitätsstörung

Auch Bindungsthemen spielen in der Behandlung von Traumafolgen eine wichtige Rolle. Besonders bei traumatischen Erfahrungen in der Kindheit/ Jugend, für die es damals keine Hilfe gab, ist
dieser Themenbereich grundlegend wichtig.

Der Kontakt zu anderen Menschen kann durch eine innere Ambivalenz, durch Unsicherheit, Misstrauen, Rückzugsverhalten oder aggressives Verhalten belastet sein.
Viele Betroffene leiden darüber hinaus unter Problemen mit sich selbst. Selbstfürsorge oder Selbstwertschätzung sind mitunter schwierig. Selbstvorwürfe oder negative Gedanken über sich selbst können die innere Wahrnehmung bestimmen und eine fortwährende Selbstunsicherheit auslösen, die einen hohen Stressfaktor
im Alltag erzeugt. - Die Begiffe zeigen, wie stark und nachhaltig sich negative Bindungserfahrungen auf das Selbsterleben eines Menschen auswirken können. 

Wenn noch andere psychische oder körperliche Belastungen bestehenwerden ggf. weitere Diagnosen gestellt, beispielsweise Angststörung, Depression, Somatisierungsstörung.


Behandlung von Traumafolgen

Eigenes Engagement

Ressourcen - die in jedem Menschen vorhandenen persönlichen Kräfte, Talente und Anlagen, die im Laufe des Lebens gesammelten guten Erfahrungen, günstige Bedingungen in der Gegenwart - stellen eine wichtige Basis in der Behandlung von Traumafolgestörungen dar.
Sie bilden den stabilen Rahmen für die Arbeit an schwierigen Themen und Inhalten innerhalb der Therapie - und auch im Alltag Betroffener. Selbstcoaching und Selbstfürsorge gelingen mit Hilfe von ressourcenbezogenen Ansätzen leichter und sorgen für eine verbesserte Stabilität im Alltag. Etwas tun können und erleben, dass es dadurch besser wird, baut Stress ab und verändert alte Muster von Hilflosigkeit und Ohnmacht.

Das Ziel, fürsorglich mit sich selbst und anderen umzugehen, umfasst einen Bereich der Persönlichkeitsentwicklung in der Traumatherapie. PatientInnen übernehmen Verantwortung für die Veränderung und Lösung alter Muster, indem sie das in der Therapie Erlernte im Alltag anwenden. Auf diese Weise werden alte Muster "überschrieben" und neue Erfahrungen in der Gegenwart verankert. Es ist ein anspruchsvoller und lohnender Weg, heraus der
damaligen erzwungenen Anpassung an schädigende Umstände.

Zugang zu sich selbst - Veränderung der Perspektive - therapeutische Verfahren

Die Ego State Therapie ist ein therapeutischer Ansatz, der Betroffenen helfen kann, sich selbst besser zu verstehen. Innere Konflikte, schwierige Verhaltensweisen, Ängste, alte Muster können mit Hilfe von Symbolen dargestellt, angeschaut und verstanden werden. Es entsteht ein wertschätzender Zugang zu inneren Seiten der Persönlichkeit, mit dem Ziel, Spannungen zu lösen und die innere Balance zu verbessern.

Auch die Bildschirmtechnik hilft dabei, sich selbst wie in einem Film von aussen zu sehen. Der distanzierte Blick erleichtert den Zugang zu schwierigen, aber auch zu vorher ungesehenen konstruktiven Details einer Situation, hilft potenzielle Lösungswege zu finden, korrigiert negative Annahmen über sich selbst.

In der Kunsttherapie kann ein Bild Erlebtes aufzeigen. Es kann verändert werden, indem beispielsweise vorhandene Ressourcen betont oder hinzugefügt werden, die festgefahrene Szene in Bewegung kommen und das Erlebte verarbeitet werden kann und zukünftige Situationen bei Bedarf vorbereitet werden können.

Verarbeitung von Traumafolgen

Wenn es um die Arbeit an traumaassoziierten Symptomen im Alltag oder um traumatische Erinnerungen geht, können spezielle Behandlungsmethoden helfen, das Erlebte zu verarbeiten.

EMDR

EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) bedeutet "Desensibilisierung und Verarbeitung durch Augenbewegung". Die Methode wurde von Dr. Francine Shapiro (USA) Ende der 1980-er Jahre zur Verarbeitung traumatischer Belastungen entwickelt.
Die Methode folgt einem festgelegten Protokoll, welches an die Erinnerung heranführt. Mit Hilfe von Augenbewegungen, oder einem andern bilateralen Reiz, wird die belastende Erfahrung in kleinen Sequenzen erinnert. Während der Behandlung wechseln sich Erinnern und Erleben mit einem kurzen Austausch zwischen PatientIin und TherapeutIin ab. Ziel ist die Verarbeitung traumatischer Erfahrungen oder Zustände, wobei es auch zu einer Besserung traumabedingter körperlicher Beschwerden kommen kann.
Inzwischen ist die Wirksamkeit von EMDR durch zahlreiche wissenschaftliche Studien belegt und wird bei unterschiedlichen psychischen Belastungen angewendet.
Mehr Informationen zu EMDR finden Sie u.a. auf der Seite der Fachgesellschaft EMDRIA.

STI

Die Strukturierte Trauma-Intervention wurde von Dorothea Weinberg
für die Verarbeitung erinnerbarer, traumatischer Erfahrungen für Kinder ab 7 Jahren entwickelt.
In mehreren Durchgängen mit unterschiedlichem Fokus wird das Erlebte in kleinen Zeichnungen
rekonstruiert und dabei verarbeitet.